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Fernwandern 2. Tag: Milngavie-Drymen

Posted by clarice22 - Sonntag, 1. Mai 2011

Der Wanderernst beginnt.

Enthusiastisch steigen wir in den Zug von Glasgows Central Station und fahren in den Vorort Milngavi (sprich: Mullguy, angeblich gällisch für Windmühle), dem offiziellen Startpunkt des West Highland Way.

Dort angekommen werden wir gebeten, uns in der hiesigen Touristeninfo in das Gästebuch einzutragen. Die Damen dort fragen freundlich, wo wir heute unterkommen werden. Auf die Antwort, wir wollen erst einmal sehen, wie weit wir kommen, schließlich sei das unser erster Fernwanderweg und wir wüßten nicht, wie viele Kilometer wir am Tag schaffen, schlagen sie die Hände über dem Kopf zusammen und lassen uns wissen, dass jetzt die meisten Wanderer unterwegs seien und wir alle Unterkünfte im Vorraus hätten buchen müssen. Unsere erschrockenen Gesichter wecken dann wohl die Hilfsbereitschaft der beiden. Sie schlagen für heute 20 km vor, eine vom Wanderführer empfohlene Entfernung, und bieten an, jetzt telefonisch sofort eine Unterkunft im Zielort zu erfragen. Gesagt, getan … schon der erste Anruf ist erfolgreich und wir haben zwei Einzelzimmer für die heutige Nacht im Elmbank B&B. Na gut, dann kann es so schlimm nicht sein.

Noch schnell ein Foto am offiziellen Startpunkt und dann gehen wir los.

Als erstes führt der Weg durch den Mugdock Wood, einem wunderschönen Wald. Wir sind zügig unterwegs und kommen schon bald bei der Etappenhälfte an. Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir tatsächlich wandern. Weiter geht es über Wiesen, vorbei an verschieden große Seen, über privates Farmgelände und eine ehemalige Zugstrecke entlang.

Während der zweiten Hälfte bekomme ich auch schon die ersten Blasen. Hmpf. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Das letzte Viertel zieht sich verdammt lange und ich quäle mich auf den letzten Kilometern. Aber gegen 16 Uhr ist es dann geschafft, wir sind 20 km gewandert und in Drymen angekommen. Die Unterkunft ist hübsch, die Besitzerin freundlich und unkompliziert, eine heiße Dusche wirkt Wunder und dann gehen wir in den angeblich ältesten Pub Schottlands.

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Dort gibt es Bier und Steak … oh ja, ihr lest richtig. Vegetarismus ist meiner Meinung nach nichts für Wanderer.

Allerdings sind wir fix und foxi. Meine blasengeplagten Füße schmerzen bei jedem Schritt, die vier Punkte an Schultern und Becken, auf denen mein Rucksack aufliegt, tun höllisch weh, meine jetzt kalten Muskeln sind empört darüber, was ich ihnen heute angetan habe. Nach dem Essen werden wir schnell müde und gehen einfach nur ins Bett.

Zuvor beschließen wir noch, dass wir morgen nur eine halbe Etappe gehen werden, und organisieren telefonisch einen Twin Room (Einzelzimmer gibt es ab jetzt nicht mehr) am nächsten Zielort.

Beim Einschlafen bin ich dann überzeugt, nie wieder diesen Rucksack aufsetzen und nicht einen Schritt tun zu können.

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